Ausstellung EXLIBRIS | Spuren des Wissens und der Erinnerung in den Büchern der Historikerin und Shoah-Überlebenden Prof. Dr. Gertrude Schneider | Gedenkprojekte an der Universität Wien

27. März - 12. September 2014
Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte, Campus Universität Wien
1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 1.12 (Plan, pdf - 2,4 MB)

Öffnungszeiten: Mo-Fr. 9-18, vorlesungsfreie Zeit, Mo-Do 9-16, Fr. 9-14

Folder zur Ausstellung pdf - 1,1 MB

"Meine Bücher sollen weiter sprechen, wenn die letzten Zeugen schweigen"

Mit diesem Gedanken nahm die in Wien geborene Shoah-Überlebende und Historikerin Prof. Dr. Gertrude Schneider 65 Jahre nach ihrer Befreiung Abschied von ihren Büchern. Das breite Themenspektrum ihrer Bücher bietet einen ungewöhnlichen Zugang zu einem Schicksal im „Dritten Reich“, individueller Auseinandersetzung und Fragen der Erinnerungskultur.

 

Die Shoah-Überlebende und Historikerin Prof. Dr. Gertrude Schneider lebt seit 1947 in den USA. 65 Jahre nach ihrer Befreiung Abschied von ihren Büchern. Es war ihr Wunsch, die Bücher in die Hände der Wolfgang Suwelack-Stiftung in Billerbeck, Deutschland zu geben, weil sie sich aufgrund des langjährigen und herzlichen Kontakts sicher ist, dass die Stiftung die Bücher in ihrem Sinne nutzt.

Ihre Bücher werden verstanden als Bestandteil ihrer Erinnerung und Identität. Das breite Themenspektrum bietet einen ungewöhnlichen Zugang zu einem Schicksal im „Dritten Reich“, individueller Auseinandersetzung und Fragen der Erinnerungskultur.

Aufgrund des wachsenden zeitlichen Abstands wird es nicht mehr lange dauern, bis keiner mehr da ist, der aus eigener Erfahrung über die Zeit des Nationalsozialismus berichten kann. Es drängt sich die Frage auf, warum und wie weiterhin der NS-Zeit gedacht werden soll.

Diese Tatsache und der Wunsch von Gertrude Schneider führten dazu, mit Hilfe der Bücher ihrer Biographie und Erinnerungsarbeit nachzuspüren und einen Bogen zu aktuellen Diskussionen über Erinnerungskultur zu schlagen. Ihre Bücher sind zudem Ausgangspunkt für zwei Interviews, die mit Gertrude Schneider geführt wurden. Zusammen mit den Büchern und einigen Dokumenten bilden sie die Grundlage dieser Ausstellung.

 

An der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien wird die Ausstellung erweitert um konkrete Erinnerungsformen und Aufarbeitungsprojekte der NS-Zeit der Universität Wien, wie z.B. die NS-Provenienzforschung der Universitätsbibliothek Wien, das Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, das DENK-MAL Marpe Lanefesch, die Kontroverse Siegfriedskopf u.a.

Damit verbindet sich die allgemeine Thematik mit den konkreten lokalen Bezügen und der Arbeit der Zeitgeschichte am Ausstellungsort Universität Wien.

 

 

Schwerpunkte der Ausstellung

Wanderausstellung ExLibris

„Schreib immer auf, was wichtig ist“
Kindheit und Verfolgung (Riga, Kaiserwald, Stutthof)
Tagebuch als Geschenk ihres Vaters

„Ich wollte Antworten“
Gertrude Schneider als Historikerin und Zeugin in NS-Prozessen
Bedeutung ihrer Tagebücher

„Die Fakten müssen stimmen“
Gertrude Schneider als Zeitzeugin im Film
Erinnerungsdiskurse Literatur und Film

„… finden, was nicht erwähnt wurde“
Gertrude Schneider als Zeitzeugin
Erinnerungsdiskurse Wissenschaft und Gedenkstätte
Zukunft der Erinnerung

Gästebuch „Schreib auf, was wichtig ist.“

 

Erweiterung an Universität Wien:

NS-Provenienzforschung Bibliothek
Provenienzforschung "bedenklicher" Erwerbungen der Universitätsbibliothek Wien in der NS-Zeit, Restitution und offene Fragen

Gedenkbuch
Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938 und die Biografien 1938 vertriebener Lehrender und Studierender

DENK-MAL Marpe Lanefesch
Ort der Erinnerung an Schändung, Umnutzung und Transformation der ehemaligen Spitalssynagoge in einen Gedenkort am Campus der Universität

Kontroverse Siegfriedskopf
Umnutzung und Neukontextualisierung eines über Jahrzehnte heftig umstrittenen Denkmals und Geschichtsortes in der Aula der Universität

Forum Zeitgeschichte der Universität Wien
Koordinationsstelle von Aktivitäten zur Aufarbeitung der Geschichte der Universität Wien im "langen 20. Jahrhundert" bis zur Gegenwart - mit allen Brüchen und Kontinuitäten

Auswahl weiterer Erinnerungs- und Aufarbeitungsprojekte:
__Erinnerungsprojekt und Denkmal vertriebene Kunstgeschichte, Aufarbeitung der NS-Zeit und aktuelle Erinnerungsdiskurse an der Universität Wien exemplarisch im Bereich Kunstgeschichte 2008–2010
__Gedenktafel der Medizinischen Fakultät im Arkadenhof 1998
__"Untersuchungen zur anatomischen Wissenschaft in Wien 1938-1945" (Pernkopf-Anatomie-Atlas) 1998
__Denkmal Ermordung Moritz Schlick 1993

Zur Biografie von Prof. Gertrude Schneider

1928 geboren in Wien wurde sie Anfang Februar 1942 in das sogenannte „Reichsjuden-Ghetto“ in Riga (Lettland) deportiert, später interniert in den Konzentrationslagern Kaiserwald (bei Riga) und Stutthof (bei Danzig)

Mitte März 1945 wurde sie im Außenlager Sophienwalde befreit und machte sich auf den Rückweg nach Österreich über Polen, Ukraine Slowakei und Ungarn und kam Anfang Juni 1945 nach Wien zurück.

Mitte Jänner 1947 wanderte die 19jährige in die USA aus und studierte dort Mathematik (M. S. Ed.) und später Geschichte.

1970-1995 absolvierte die promovierte Historikerin ihre akademische Laufbahn an der City University of New York, zuletzt als Professorin.

Sie war in wichtigen herausgeberischen Funktionen publizistisch tätig, zB. Herausgeberin der New Yorker Zeitschrift “Latvian Jewish Courier” (1984-1998), Chefherausgeberin der Wochenzeitung “Aufbau”, einzige deutsch-jüdischen Zeitung in den USA (1995-1996) und ist auch seit 1983 Präsidentin der Ph. D. Alumni Association der City University of New York.

Sie ist Autorin zahlreicher wichtiger Bücher und Beiträge, u.a. Reise in den Tod. Deutsche Juden in Riga 1941–1944 (2008), Journey Into Terror: Story of the Riga Ghetto (2001), Begegnung mit Friedrich Heer, in: Wiener Vorlesungen im Rathaus: Zur Aktualität des Denkers Friedrich Heer (1996), Exile and Destruction: The Fate of Austrian Jews, 1938-1945 (1995), The Unfinished Road: Jewish Survivors of Latvia Look Back (1991), Journey Into Terror: Story of the Riga Ghetto (1979)

Eine ausführlichere Biografie und Liste wichtiger Veröffentlichungen von Gertrude Schneider findet man hier auf der Homepage der Wolfgang Suwelack-Stiftung.

Bilder der Ausstellung

Fotografin: Sonja Stepanek

Bilder der Eröffnung

Fotografin: Sonja Stepanek

 

 

Eröffnung - Programm

Programm Eröffnung (pdf - 1,1 MB) 

 

Eröffnung

Donnerstag, 27. März 2014, 18 Uhr

 

18:00 Uhr | Begrüßung

Claudia Theune-Vogt, Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Universität Wien

Maria Seissl, Leiterin Bibliotheks- und Archivwesen, Universität Wien

Johanna Gehmacher, Vorständin Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien

 

18:15 Uhr | Zur Ausstellung

Christine Stromberger, Verein "Wohnprojekt Grundsteingasse 32"
Gertrude Schneider in Ottakring

Daniel Gollmann, Villa ten Hompel, Münster
Zur Wanderausstellung "Ex Libris"

Herbert Posch, Forum Zeitgeschichte der Universität Wien
Gedenken und Erinnerung an der Universität Wien

 

18:45 Uhr | Vortrag

Gertrude Schneider, New Jersey/USA

 

Eröffnung und Führung durch die Ausstellung mit Prof. Gertrude Schneider und den Ausstellungsmachern

 

19.30 Uhr Brot & Wein

   

Impressum & Kontakt 

Kuratoren:
Wanderausstellung: Daniel Gollmann
Erweiterung Universität Wien: Herbert Posch und Markus Stumpf

Gestaltung:
Wanderausstellung: Raumzeit GbR | Kreuzstraße 36 | D-48143 Münster | www.raumzeit.ag | post(at)raumzeit.ag
Erweiterung Universität Wien: fuhrer visuelle gestaltung og | Hasenauerstraße 35/3 | A-1180 Wien | +43.1.5234420 | office(at]fuhrer.at | http://zehnbeispiele.com/

Betreuung:
Die Wanderausstellung – erstellt von Geschichtsort Villa ten Hompel, Münster – wird vor Ort betreut von der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien, Marc Drews | marc.drews@univie.ac.at | fon +43.1.4277.16714

VeranstalterInnen:
Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Univeristät Wien
Verein "Wohnprojekt Grundsteingasse 32"
Forum "Zeitgeschichte der Universität Wien"
Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien

Kontakt:
Herbert Posch | herbert.posch(at)univie.ac.at | fon +43.1.4277.41236
Forum Zeitgeschichte der Universität Wien | Institut für Zeitgeschichte | A-1090 Wien, Spitalgasse 2–4, Hof 1 | www.forum-zeitgeschichte.univie.ac.at
Christine Stromberger | chstromberger(at)gmx.at
Verein "Wohnprojekt Grundsteingasse 32" | A-1160 Wien, Grundsteingasse 32/4
Markus Stumpf | markus.stumpf(at)univie.ac.at | fon +43.1.4277.16710
Leiter Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der  Universität Wien | A-1090 Wien, Spitalg. 2–4, Hof 1 | bibliothek.univie.ac.at/fb-zeitgeschichte/

Förderung:
Wanderausstellung: Wolfgang Suwelack-Stiftung, Billerbeck | Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
Erweiterung an Universität Wien: Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät der Universität Wien | Zukunftsfonds der Republik Österreich | Stadt Wien, MA 7,  Kultur- und Wissenschaftsförderung | Wolfgang Suwelack-Stiftung, Billerbeck | Forum "Zeitgeschichte der Universität Wien" | Privatstiftung zur Unterstützung  und Bildung von ArbeitnehmerInnen | Bezirksvertretung  Wien 9 Alsergrund | Bezirksvertretung  Wien 7 Neubau | Bezirksvertretung  Wien 16 Ottakring | Universitätsbibliothek Wien